Bisher wird der Rechtspopulismus vorwiegend als Gefahr für das Parteiensystem und die parlamentarische Demokratie diskutiert. Weniger Aufmerksamkeit findet der Umstand, dass die rechtspopulistische Bewegung nicht nur der politischen Demokratie, sondern bald auch dem Sozialstaat und den Gewerkschaften erheblich zu schaffen machen könnten. In einem Beitrag für die Blätter für deutsche und internationale Politik (März 2018) argumentiere ich: Innerhalb wie außerhalb der Betriebe sind die Gewerkschaften als Akteure von Demokratie, Verteilungsgerechtigkeit und sozialer Anerkennung gerade heute unverzichtbar. Die Stärkung gewerkschaftlicher Verhandlungs- und Organisationsmacht erweist sich aus meiner Sicht als Vorausetzung einer erfolgreichen Zurückweisung der rechtspopulistischen Zumutung. Betrieblich wie gesellschaftlich ist eine »politisierte Interessenpolitik« gefordert, die in Rhetorik, Konfliktorientierung und Gegnerklarheit ein Mindestmaß an Radikalität und Entschiedenheit ausstrahlt. Dabei muss die Kraft des aufklärerischen Arguments durch die Ansprache solidarischer Affekte gestützt werden. Tradition, Programmatik und Selbstverständnis der Gewerkschaften halten Orientierungspunkte bereit. [hier]